Ein Gespenst ist in Deutschland unterwegs: nach 70 Jahren wacht Hitler benommen und desorientiert in Berlin wieder auf. In David Wnendts Film verstört der Wiederauferstandene Deutschland - oder Deutschland ihn?
Er ist wieder da, der Führer. Knapp 70 Jahre nach seinem unrühmlichen
Abgang erwacht Adolf Hitler im Berlin der Gegenwart. Ohne Krieg, ohne
Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Angela Merkel und vielen
tausend Ausländern startet er, was man am wenigsten von ihm erwartet
hätte: eine Karriere im Fernsehen. Denn das Volk, dem er bei einer Reise
durch das neue Deutschland begegnet, hält ihn für einen politisch nicht
ganz korrekten Comedian und macht ihn zum gefeierten TV-Star. Und das,
obwohl sich Adolf Hitler seit 1945 äußerlich und innerlich keinen Deut
verändert hat.
ER IST WIEDER DA ist keine Romanverfilmung im
üblichen Sinne. Denn Hauptdarsteller Oliver Masucci spielt Adolf Hitler
nicht nur an der Seite von erstklassigen Kollegen wie Fabian Busch,
Christoph Maria Herbst und Katja Riemann – er begegnet in
dokumentarischen Szenen auch dem kleinen Mann auf der Straße, außerdem
Kleintierzüchtern, Unternehmern, Prominenten, Jungpolitikern,
Journalisten, Nipstern und Neonazis.
KRITIK
sueddeutsche.de: ... Blitzgereinigt, aber orientierungslos ... Während die Moderatoren sich gewissermaßen selbst imitieren, zu Karikaturen werden, agiert Hitler unverstellt, selbstgewiss. Wüsste man nicht, wozu er fähig ist, könnte man ihn glatt für einen coolen Typen halten. Hitler kommt so gut weg, dass es die didaktische Intention des Films torpediert. "Wachrütteln" wolle er, sagt Produzent Christoph Müller, "vor allem jene, die politikverdrossen sind oder die deutsche Vergangenheit ruhen lassen wollen". Ein Vorhaben, so ehrenwert wie aussichtslos, denn wer politikverdrossen ist, guckt sich wohl kaum einen Film über einen Politiker an - auch wenn der Hitler heißt. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
stern.de: ... Er war nie weg ... Hitler gibt es jetzt im Kino. Und Sie dürfen ihn ganz offen cool finden, ja, fasziniert von ihm sein. Das tun schließlich auch die Youtube-Stars im Film. Oder die Frau im Imbiss, die dem Mann mit der lustigen Schnodderbremse ihr fremdenfeindliches Herz ausschüttet. Oder die Leute am Straßenrand, die ihm zuwinken, als er in der Karosse vorbeikutschiert wird. Die Jugendlichen, die Selfies mit ihm wollen. Oder die alten Männer in der Kneipe, die meinen, endlich jemanden gefunden zu haben, der sie versteht. Fiktion und Realität verschwimmen in David Wnendts Verfilmung des Bestsellers "Er ist wieder da". Mit Absicht. Das macht die Kinoversion besser als das Buch. Und noch schwerer erträglich. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.welt.de: ... Würden Sie einem Hitler im offenen Wagen zuwinken? ... Wnendt jedoch zieht eine dritte Schiene ein, die im Buch gar nicht vorhanden ist. Nennen wir sie die Borat-Schiene. Borat, das war der englische Komiker Sacha Baron Cohen, der vor ein paar Jahren in die Haut eines kasachischen TV-Reporters schlüpfte – scheinnaiv, ungebildet, kaum des Englischen mächtig – und seinen Opfern so die unglaublichsten Eingeständnisse entlockte.
Je länger
Wnendts Film dauert, desto mehr wird aus diesem Hitler, der einst eine
reale Figur war und dann zur Projektionsfläche für professionelle Warner
und professionelle Spaßmacher wurde, eine Art Adolphe provocateur: Er
liefert die Stichworte und öffnet damit bei seinen Zuhörern die
Schleusen zu ihren wahren Gefühlen und Überzeugungen, die bisher von dem
Pfropfen der politischen Korrektheit unter Verschluss gehalten worden
waren. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
"Er ist wieder da" läuft im Filmpalast Salzwedel täglich um 15.10 Uhr, 17.45 Uhr und um 20.15 Uhr. Freitag und Samstag auch um 22.50 Uhr.
Foto / Constantin-Film: Aus dem Kompost der Geschichte wieder auferstanden: Hitler geht als TV-Star auf Deutschlandtournee ...