Thema: kino

Filmtipp: "Die Wolken von Sils Maria"

Melancholie in den Schweizer Bergen: Was tun, wenn einem in der (Schauspieler)Kollegin die eigene Jugend wiederbegegnet? In dem Spielfilm von Olivier Assayas liefern  sich Juliette Binoche, Chloe Grace Moretz und Kristin Stewart ein intensives Generationen-Duell. 

Inhalt: Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erhält die international gefeierte
Schauspielerin Maria Enders (Juliette Binoche) das Angebot, in der Wiederaufführung eines Theaterstücks zu spielen, mit dem ihr vor 20 Jahren der Durchbruch gelang.

Damals hatte sie die Rolle der Sigrid übernommen, eine verführerische junge Frau, die auf ihre Vorgesetzte Helena eine ganz besondere Faszination ausübt und sie schließlich in den Selbstmord treibt. Anders als vor 20 Jahren soll Maria Enders diesmal jedoch nicht Sigrid sondern die ältere Helena spielen, so der Wunsch von Regisseur Klaus Diesterweg (Lars Eidinger).

Gemeinsam mit ihrer Assistentin Valentine (Kristen Stewart) fährt sie nach Sils Maria, um dort, in der Abgeschiedenheit der Alpen, das Stück zu proben. Als Sigrid ist Jo-Ann Ellis (Chloë Grace Moretz) vorgesehen, ein junges Starlet aus Hollywood mit Neigung zum Skandal. Eine charmante, aber nicht ganz durchsichtige junge Frau - und ein beunruhigendes Spiegelbild ihrer selbst, dem sich Maria nun gegenüber sieht.

KRITIKEN

spiegel.de ... Verdrängt von einer Jüngeren ...:   Es ist kein Zufall, dass sich neben David Cronenbergs "Maps to the Stars" ein weiterer Film mit der verblassten Jugend einer Schauspielerin auseinandersetzt. Denn an Schauspielerinnen lässt sich unsere groteske Obsession mit Jugendlichkeit besonders deutlich hervorkehren. Mit Ausnahme von Models und Sportlerinnen dürfte für kaum einen Frauentypus sonst das Älterwerden dramatischere Folgen haben: Das Film-Business ist bekanntlich ein gnadenloses Ausrangiergeschäft, in einem andauernden Wiederholungsprozess ersetzt die junge Schauspielerin die gealterte. Und war Sils Maria nicht der Ort, an dem Nietzsche die Eingebung für sein Konzept der "ewigen Wiederkunft des Gleichen" hatte? ... hier! geht es zur ganzen Kritik. 

taz.de ... Sie spielen, dass sie spielen ... :  Nostalgie und Neugier auf Gegenwart sind in Dialog und Bild ausbalanciert; die Ästhetikdiskurse werden mit den Proben und der immer tiefer ambivalenten Beziehung von Valentine und Maria auf so ingeniöse wie unaufdringliche Weise verschränkt. Das Stückmaterial wird zur Waffe, der Text ist mal Zitat, mal anverwandelt, und manchmal ist vollkommen unklar, wie gemeint ist, was eine der beiden mit Melchiors Worten sagt. Man kann nur staunen, wie das ein organisches Ganzes ergibt, das sich manchmal geradezu freihändig hingetuscht anfühlt. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

faz.net ... Im Nebel sieht man die Seele klar ... :  Frauenkonstellationen in Psychospiegeln, ausufernde Echos, Kunst und Welt, Liebe und Ehrgeiz, Herz und Ellenbogen, woran erinnert das alles? Richtig, „Die Wolken von Sils Maria“ ist Ingmar Bergmans „Persona“ für altkluge Halbwüchsige. Das bedeutet nichts Böses: Altkluge Halbwüchsige sind eine wichtige Existenzvoraussetzung der gesamtgesellschaftlichen Einübung neuer Lebenshaltungen oder Liebesformen, und bei dem, was Assayas da für sie veranstaltet, können sie sogar einiges lernen, etwa über die Verantwortung des ästhetischen Spiels für seinen ungeliebten Bruder, den Ernst des Lebens. Nebel, wenn er Kunst ist, trübt den Blick nicht, sondern schärft ihn. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

"Die Wolken von Sils Maria" läuft am Donnerstag, Freitag, Sonntag und Montag jeweils um 20.15 Uhr im Kino Platenlaase.





2015-04-15 ; von Angelika Blank (autor),
in Platenlaase 15, 29479 Jameln, Deutschland

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