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Filmtipp: Wir sind die Neuen - wilde Alte gegen spießige Junge

Alte sind spießig und Junge hip? Von wegen! Regisseur Ralf Westhoff lässt in "Wir sind die Neuen" die alten Ideale der 70er-Jahre-Studenten mit der neuen, veränderten Wirklichkeit zusammenprallen: Kollektiv trifft auf Karrieredenken und Tee auf Termindruck.

Wer sagt eigentlich, dass man mit 60 alt ist? Anne, Eddi und Johannes bestimmt nicht. Sie sind um die sechzig, können sich wenig leisten und gründen deshalb ihre alte Studenten-WG einfach neu. Alles soll so sein wie früher: Bis spät nachts um den Küchentisch herumsitzen und Wein trinken, über Gott und die Welt philosophieren und dabei die ehemaligen Hits hören.

Doch die neue Wohngemeinschaft hat die Rechnung nicht mit der Hausgemeinschaft gemacht. Denn über den drei Studenten von damals wohnen drei Studenten von heute. Und die verstehen überhaupt keinen Spaß. Sie büffeln für ihr Examen und können alles gebrauchen – bloß keine lustigen und lauten 60jährige, die sich nicht an die Regeln halten. Es dauert nicht lange, bis sich die beiden Generationen höllisch in die Haare kriegen. Aber was genau läuft hier falsch? Haben die Alten die Zeichen der Zeit nicht kapiert? Oder sehen die Jungen einfach nur alt aus?  

KRITIKEN

zeit.de: ... Die wilden Alten ... "Ich bin kein guter Geschichtenerzähler", hat der Regisseur Ralf Westhoff in einem Interview gesagt. Dem 44-Jährigen ist es unangenehm, wenn er etwas über sich selbst erzählen soll. Auf seine Filme lässt sich diese Einschätzung hingegen keinesfalls übertragen. Ralf Westhoff schreibt die wohl besten Dialoge im deutschen Kino. Sie wirken wie aus dem Leben gegriffen und sind doch poetisch überhöht; an diesen unprätentiösen und doch genauen Wortwitz reichen wenige deutsche Drehbuchautoren heran. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

sueddeutsche.de: ... Jungspießer gegen Althippies ...   "Wir sind keine Gleichgesinnten", sagt Barbara einmal. "Wir sind die Ablösung." Ein Frontalangriff auf die Alten, die alle Positionen besetzen, und selbst das Jugendlichsein nun für sich reklamieren. Westhoff streift eine ganze Reihe gesellschaftlich virulenter Themen: den immens gestiegenen Leistungsdruck in unserem Bildungssystem etwa, das neue Bild vom Alter als weiterem Abschnitt in einem Konsum- und Spaßleben. Auch die hohen Mieten in einer Stadt wie München kommen zur Sprache, die etwa der ehemaligen Biologin Anne nicht mehr erlauben, eine Wohnung alleine zu mieten.   ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

fr-online.de: ... Das Kiffen haben sie hinter sich ...  Abgesehen von den pointierten Dialogen, die der Regisseur selbst schrieb, und den tollen Schauspielern überzeugt diese Komödie auch mit einer fast schmerzlichen, auf jeden Fall aber melancholischen Überprüfung verfestigter Lebensentwürfe auf beiden Seiten, jung wie alt. Dass Anne und Johannes immer noch sprechen und sich kleiden wie Mittzwanziger aus den 70ern, macht ihren sturen Idealismus nicht liebenswerter. Die asoziale Rücksichtslosigkeit beginnt bekanntlich da, wo die Selbstverwirklichung noch lange nicht endet. Aber auch die junge WG lädt den Kinozuschauer keineswegs zur Identifikation ein mit der verbissenen Überangepasstheit ihrer Bewohner an den heutigen Leistungs- und Effizienzdruck. Ja, die Jungen kommen noch schlechter weg. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

"Wir sind die Neuen" läuft ab sofort bis zum 27. August im Wendland-Kino in Lüchow: täglich um 20.30 Uhr, außer Montag, 25. 08., da läuft der Film um 18.15 Uhr. 

Szenenfoto: X-Film Verleih


2014-08-21 ; von asb (autor),
in Rosenstraße, 29439 Lüchow (Wendland), Deutschland

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