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Filmtipp: The Wolf of Wall Street

Es gibt Filme, die kann man begeistert empfehlen. Und dann gibt es solche, bei denen man widerwillig die Brillanz des Regisseurs bewundern muss, aber massive Zweifel an seinem politischen Bewusstsein hat. Zu letzteren gehört "The Wolf of Wall Street", das neueste Meisterwerk von Martin Scorsese. Seit Donnerstag läuft der Film in  den Lüchower, Salzwedeler und Uelzener Kinos. 

Jordan Belfort ist ein (reales) Phänomen. Bereits mit 26 Jahren war er Multimillionär. Seine Firma "Stratton Oakmont" betreute 35 Unternehmen bei ihrem Börsengang und verwaltete als Börsenmakler Milliardensummen seiner Kunden.

Die breite Öffentlichkeit wurde in den 80er/90er Jahren vor allem wegen seines ausschweifenden Lebensstils auf ihn aufmerksam. Doch Belforts sagenhafter Reichtum war auf Betrug aufgebaut: Belfort und seine Mitstreiter drehten den gierigen Kunden wertlose Aktien an und verdienten an den Provisionen schwindelerregend hohe Summen.

1998 wurde "Stratton Oakmont" von den amerikanischen Sicherheitsbehörden geschlossen und Belfort vor Gericht gestellt. Er hatte seine Kunden jahrelang ausgiebig betrogen - den Anlegern war insgesamt ein Schaden über 200 Millionen Dollar entstanden.

Vom Gericht wegen Wertpapierbetrugs und Geldwäsche zu vier Jahren Haft verurteilt, schaffte er es, bereits nach 22 Monaten aus dem Gefängnis entlassen zu werden - um kurz darauf seine Memoiren zu schreiben "Der Wolf der Wall Street". Das Buch wurde zum Bestseller und in 18 Sprachen übersetzt.

Heute arbeitet Belfort als Motivationstrainer und gibt seine Techniken, zu Geld zu kommen gegen Zahlung von stattlichen Honoraren an Wissbegierige weiter, die genauso werden wollen wie er.

Martin Scorsese erzählt in seinem neuesten (dreistündigen!) Epos die Geschichte dieses schillernden Wirtschaftskriminellen. In fünf Kategorien wurde "The Wolf of Wall Street" für den Oskar nominiert, der am 2. März verliehen wird. Allerdings ist der Film nicht nur in den USA umstritten. Scorsese wird u. a. vorgeworfen, den Betrüger Jordan Belfort unkritisch als Helden darzustellen.

KRITIKEN

faz.net:  ... Wer zahlt, darf alles ...Vielleicht ist das die Frage. Dass wir nichts sehen, wenn wir zurücktreten, außer der vulgären Maßlosigkeit. Und dass sie vulgär und maßlos ist. Eine Tautologie. Der Mann, dem wir drei Stunden lang zusehen, ist ein Nichts, selbst wenn DiCaprio ihn spielt. Seine Geschichte ist für alles zu klein, was außerhalb liegt - für philosophische wie moralische Fragen allemal. Das schrecklichste Bild bewahrt sich Scorsese für den Schluss auf. Belfort arbeitet heute, das ist tatsächlich so, als Motivationstrainer. Bei einer Veranstaltung in Neuseeland packt er noch einmal seine alten Tricks aus. Und vor ihm sitzen lauter Menschen, die ihm zuhören, weil sie werden wollen wie er. ... hier! gehts zur ganzen Kritik

spiegel.de:  ... Der Ballermann-Börsianer ... Über drei Stunden hinweg zelebriert sein (Scorseses) Film die Perversion der männlichen Antihelden, ihre vulgäre Rhetorik, Kopulationsathletik und Bezwingung von Kokainbergen. In Scorseses Manege darf der hedonistische Raubtierkapitalismus der späten Achtziger ungebändigt wüten, was seinen Schauspielern dankbare Szenen beschert.  ...

Vergeblich wartet man auf Zwischentöne im Gebrüll der Ballermann-Börsianer. Es gibt zwar Allgemeinplätze über Skrupellosigkeit und Willkür am Aktienmarkt, aber die Geschichte zeigt wenig Interesse für die Mechanismen, die den Aufstieg des charismatischen Belfort überhaupt ermöglichten.  ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

rp-online.de: 
... Propaganda oder Satire? ... In den USA ist der Film umstritten, das Intellektuellenblatt "New Yorker" bringt im Wochentakt ein neues Meinungsstück über die Produktion. Manche sagen, das sei Scorseses schlechtester Film, ein Fiasko; die anderen finden, er sei sein bester, noch toller als "Taxi Driver" oder "Good Fellas", und nach einer Vorführung stürmte ein Zuschauer auf den Regisseur zu und beschimpfte ihn: "Sie sollten sich schämen!" ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

Foto  / Universal Pictures : Für seine Rolle als krimineller Börsen-Mogul Jordan Belfort wird Leonardo di Caprio als heißer Oskar-Kandidat gehandelt.

2014-01-22 ; von Angelika Blank (autor),
in Rosenstraße, 29439 Lüchow (Wendland), Deutschland

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