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Filmtipp: Verliebt, verlobt, verloren - binationale Liebe in der DDR

An das Schicksal zahlreicher DDR-Frauen, die sich verbotenerweise in einen koreanischen Studenten verliebt hatten, erinnert der Dokumentarfilm von Sung Huong Cho. Die meisten von ihnen blieben allein in Deutschland zurück.

In den 50er Jahren schickte Nordkorea besonders talentierte Studenten in die DDR, um sie dort ausbilden zu lassen. Nach ihrer Rückkehr sollten sie sich dann aktiv am Aufbau des Landes beteiligen.

Was von beiden Staaten als kurzes Intermezzo geplant war, dauerte jedoch in vielen Fällen viel länger. Die oft ungebundenen, jungen Männer, lebenslustig und neugierig auf das westliche Leben, begannen in der DDR einen Lebenswandel zu führen, der den Oberen schnell Sorgen bereitete. Sie leisteten sich "dekadente" Konsumprodukte, tanzten, tranken Alkohol und - verliebten sich.

Doch Liebesbeziehungen zwischen nordkoreanischen Studenten und DDR-Staatsbürgerinnen wurden sowohl von der DDR als auch Nordkorea als beunruhigend und bedrohlich empfunden. Die Folge war, dass alle diese Beziehungen geheim bleiben mussten - der sofortige Rückruf nach Nordkorea konnte die Konsequenz sein, wenn die Liebe aufflog. Nur wenigen Paaren gelang es, zu heiraten und ihre Liebe zu leben.

Die meisten Frauen blieben allein oder mit Kindern in der DDR zurück, denn Anfang der 60er Jahre mussten die jungen Nordkoreaner nach Hause zurückkehren. Der Film von Sung Huong Cho erzählt von diesen Frauen und ihren Kindern, von ihrem Schmerz und ihrer Sehnsucht.

KRITIKEN

spiegel.de: ... Als die Politik die Liebe zerriss ...  Wie in ihrer preisgekrönten und charmanten Wacken-Dokumentation "Full Metal Village", in der sie sich vor allem auf die Dorfbewohner und weniger auf Musik konzentrierte, zeigt sich Cho auch in "Verliebt, verlobt, verloren" als fantasievolle Beobachterin, die sich nie ins Bild drängt. Ihre politische Botschaft, dem Wahnsinn der abgeschotteten Diktatur ein Ende zu bereiten, vermittelt sie über ihre Protagonisten, die darunter leiden oder litten. Das große Drama des herzzerreißenden Verlusts in einen so leisen Film zu packen, macht die Unmenschlichkeit umso deutlicher. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

sueddeutsche.de: ... Doku über die Liebe ... "Verliebt, verlobt, verloren"  ist der dritte Teil einer Trilogie von "Heimatfilmen" der Regisseurin. Nach der Doku "Full Metal Village" über ein Heavy-Metal-Festival in der Provinz folgte sie in "Endstation der Sehnsüchte" deutschen Rentnern, die mit ihren Frauen in deren südkoreanische Heimat zogen. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

epd-film.de: ... die vergessenen Dramen ...  Liana Schmitz-Kang, die Tochter eines Nordkoreaners, der mit zwanzig Kommilitonen aus der DDR in die Bundesrepublik flüchtete, bringt den Erzählmodus des Films am deutlichsten zum Ausdruck: Sie arbeitete den vergessenen historischen Komplex in einer wissenschaftlichen Arbeit auf. Ihr einnehmender Enthusiasmus steht für die Haltung des Films, der davon erzählt, wie Menschen ihre existenziellen Verluste in ihr Leben integrieren lernen. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

"'Verliebt, verlobt, verloren" läuft am Sonntag, dem 8. November um 18.00 Uhr im Filmpalast Salzwedel.


2015-11-05 ; von Angelika Blank (autor),
in Sankt-Georg-Straße, 29410 Salzwedel, Deutschland

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