{img |size=L |align=right } "Auch ein Jahr nach der Katastrophe ist die Situation in der Region rund um die zerstörten Reaktoren von Fukushima nicht unter Kontrolle. In den Ruinen der Reaktoren kommt es immer wieder zu Temperaturanstiegen. Je nach Windrichtung steigt die radioaktive Belastung auch in den bewohnten Regionen außerhalb des Sperrgebietes. Die Menschen in der Region Fukushima leben mit einer sehr hohen alltäglichen Strahlenbelastung und fühlen sich mit ihren Sorgen allein gelassen," so die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, Rebecca Harms.
Die Grünen unterstützen Appelle an die Regierung Japans, das Land zu öffnen. Denn Harms ist der Ansicht, dass die Bekämpfung der Folgen der Katastrophe durch eine internationale Task Force besser gewährleistet werden kann. "Der Schutz der Menschen, die Stabilisierung und Kontrolle der Ruinen des AKWs Fukushima und auch die Dekontaminierungs- und Entsorgungsarbeiten können durch Einbeziehung von Expertinnen und Experten, die jahrzehntelange Erfahrungen haben, besser gewährleistet werden. Was nach der Katastrophe von Tschernobyl gelernt wurde, kann in Japan Leben retten", so Harms.
Bislang sei von der japanischen Regierung nur die Internationale Atomenergieagentur eingeschaltet worden, die bisher die Dimension des Unfalls und seiner Folgen herunterspielt. Der Versuch, die Katastrophe von Fukushima zu einem Problem der japanischen Atomtechnik und Sicherheitskultur zu machen, ist ein billiger Trick. Die Agentur kümmert sich in Japan und weltweit weiter mehr um die Interessen der Atomindustrie, als für Sicherheit der Menschen zu sorgen. Die EU muss auch im Interesse der eigenen Sicherheit gegen die Verantwortungslosigkeit der Behörde vorgehen.
Zurzeit ist Japan fast atomstromfrei. Nur noch zwei von 56 Reaktoren laufen. Diese Situation sollte nach Meinung der Grünen genutzt werden als Ausgangspunkt für den Umstieg auf eine nachhaltige und sichere Energieversorgung. Dazu könne Europa mit seinen Erfahrungen beitragen.
"Auch in der EU müssen die richtigen Konsequenzen aus Fukushima noch gezogen werden. Die Stresstests haben die Bedrohungslage nicht verändert, sondern dienen bisher dem Ziel des Weiterbetriebs auch ältester Reaktoren. Nur wenn wir die Nutzung der Hochrisikotechnologie aufgeben, können wir sicherstellen, dass sich Fukushima nicht wiederholt. Dafür tragen die Länder, die sich wie Deutschland für den Ausstieg entschieden haben, eine Verantwortung."
Ab Mittwoch findet im Europäischen Parlament eine Konferenz statt. Um authentische Informationen zur Lage in den stark belasteten Regionen, über den Zustand der Atomkraftwerksruine und einen Einblick in die neue japanische Auseinandersetzung um die Atomkraft nach Europa zu bringen, veranstaltet die Grüne/EFA-Fraktion zum ersten Jahrestag des Unglücks diese Konferenz im Europäischen Parlament. Ziel der Konferenz ist auch, eine engere Zusammenarbeit der Atomkraftgegner in Europa und Asien zu fördern.
Ab Mittwoch den 7.3. 10 Uhr gibt es eine Liveübertragung der Konferenz im wendland-net.
Film: Geschichten aus Fukushima
Für den deutsch-französischen Fernsehsender arte produzierte der belgische Filmemacher Alain de Halleux 8 Dokumentationen á 7 Minuten, die seit dem 6. März online auf arte.tv zu sehen sind.
Alain de Halleux interviewte mehrere japanische Familien, die es tagtäglich mit erschreckenden Situationen zu tun haben. Eltern und Kinder sind gleichermaßen zwischen Ängsten und Hoffnungen hin und hergerissen. Sich von Fukushima entfernen, vielleicht sogar Japan verlassen, die Radioaktivität des Umfeldes und der Lebensmittel messen, nach zuverlässigen Informationen suchen, die vielleicht alle Lebenspläne umstürzen – mit diesen und anderen Herausforderungen sind Royko, David, Eko, Kento und viele andere konfrontiert.
Hier geht es zu der Webdokumentation auf arte - click!
Foto: U.S. Air Force - amerikanische Soldaten halfen 2011 bei den verzweifelten Versuchen, die Reaktorkerne zu kühlen - hier installieren sie eine Wasserleitung