April, April! Der Betreiber des havarierten Atomreaktoren-Komplexes in Fukushima, das Unternehmen TEPCO, hat ein technisches Hilfsangebot aus Deutschland angenommen. Es handelt sich um die Entsendung eines funkgesteuerten Roboters, der die Brennelemente aus Reaktorkernen und Abklingbecken entnimmt und sie in Castor-Behälter verbringt.
Ursprünglich sollte die Umpack-Anlage erst auf der Industrie-Messe in Hannover präsentiert werden. Angesichts der Zustände in Fukushima hat sich das Hersteller-Unternehmen, die Rabotni-Consult AG aus Kyritz, jedoch entschlossen, das Produkt der Öffentlichkeit schon jetzt zu zeigen: „und dann gleich in einem Ernstfall-Einsatz“, freut sich Rabotni-Consult Vorstandsmitglied Dr. Knut Bär.
Schwimmfähiges Gerät
„Pate gestanden“ bei der Entwicklung des Roboters haben jene funkgesteuerten Anlagen, welche die Polizei zum gefahrfreien Handling mit Explosivstoffen einsetzt. „Unser NUKLEPACK 100 ist jedoch erheblich größer, mit einer wesentlich umfangreicheren Elektronik ausgestattet und hat längere Greifarme mit einer Vielzahl von Gelenken“, erläutert Bär. Das zudem schwimmfähige Gerät wird aus größerer Distanz in die Reaktor-Anlagen gelenkt und erfüllt dort seine Aufgabe.
Verladung über den Hafen Timmeitz
Das Bedienungspersonal verfolgt jeden Schritt über eine Funk-Kamera. Sind die Elemente sicher in den Castoren und diese verschlossen, werden die Behälter über die Schiene zum Hafen gebracht. Per Schiffsfracht gelangen sie via Hamburg auf der Elbe zum Industriehafen in Tießau, der schon vor Jahren vorsorglich für eventuelle Schwerlastanlieferungen ausgebaut worden war.
Per Post werden heute diejenigen Eigner, die zurzeit Boote im Hafen liegen haben, zur Räumung desselben aufgefordert. Für den raschen Umbau des Hafens und die Bewilligung von Landesmitteln will sich die hiesige Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock (CDU) einsetzen. Sie wird heute, um den Entscheidungsträgern die besondere Problematik des Anlegers vor Augen zu führen, gegen 17 Uhr zusammen mit Innenminister Schünemann und Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) im Hafen erwartet.
Polizei-Gäste kümmern sich um Störer
„Wir wählen den Schiffsweg“, sagte ein Sprecher von Innenminister Uwe Schünemann (CDU), weil die Blockadeaktionen der Atomkraftgegner auf dem Wasser nicht funktioniert. „Die Störer müssten schon die Elbe leer pumpen“, witzelte der Beamte. Mit Störern sei nur auf dem kurzen Streckenabschnitt zwischen Hafen und Zwischenlager zu rechnen. „Aber mit denen werden unsere Gäste aus dem befreundeten Ausland fertig, die sich in den kommenden Wochen in der Polizeiinspektion Lüchow aufhalten.“ Sie besuchen dort einen Lehrgang „Wie ist dem Deutschen Schäferhund beizubringen, dass er auch auf französische und polnische Kommandos hört“.
Die ersten Castoren aus Japan werden Anfang Mai erwartet. Die zweite Fuhre wird vermutlich so terminiert, dass die japanischen Begleiter ein Stück deutscher Kultur erleben können: den Dannenberger Kartoffelsonntag.
BI-Vorsitzende: Scharfer Protest
Für das Projekt „Atommüll aus Japan ins Wendland“ hat die Bürgerinitiative Umweltschutz scharfen Protest angekündigt. BI-Vorsitzende Kerstin Rudek erwartet daher, dass die am morgigen Samstag stattfindende Groß-Demonstration von mindestens 2000 Teilnehmern besucht wird. Ein Polizeisprecher: „Wir rechnen nur mit etwa 400 Störern!“
Foto: Nach Bekanntwerden der bundesdeutschen Pläne, Atommüll aus Japan in Gorleben aufzunehmen, formierte sich in Dannenberg eine spontane Mahnwache, an der rund 80 Menschen teilnahmen.