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Eckhard Kruse: Ein unermüdlicher Gestalter geht

33 Jahre lang leitete Eckhard Kruse die Kirchengemeinde Gartow. Überregional bekannt wurde er durch seine Tätigkeit als Endlagerbeauftragter der Evangelischen Kirche. Am Sonntag wurde er feierlich aus seinem Pastorenamt entlassen. Sprich: er ging in Rente.

Rund 100 Menshen waren zum Verabschiedungsgottesdienst für Eckhard Kruse in den Hof der Gartower Kirche gekommen - es waren nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch viele Aktive aus der Anti-Gorleben-Bewegung sowie VertreterInnen von Vereinen und Verbänden wie dem Schützenverein, der Feuerwehr oder dem Sportverein. 

Eckhard Kruse war nicht nur ein engagierter Pastor für die Menschen in seiner Gemeinde, sondern auch ein unermüdlicher und vehementer Kämpfer gegen die Endlagerpläne im Salzstock Gorleben.

In den zahlreichen Lobreden zu seinem Abschied wurden so viele Facetten seiner langjährigen Arbeit gewürdigt, dass mensch sich fragen konnte, ob wirklich ein einziger Mann all dies bewältigt haben soll. Eckhard Kruse fragte sich das wohl auch und kommentierte mit dem Satz "Jetzt weiß ich, warum ich nie Zeit hatte."

Anna von Bernstorff, Vorsitzende des Gesamtkirchenvorstands, würdigte vor allem seinen Elan und Schwung, mit dem er in der Gemeinde die ehrenamtliche Arbeit gefördert habe. Krippenspiel, Orgelsommer, musikalische Weihnachtsgottesdienste - vor allem musikalischen Bereich initiierte Kruse zahlreiche Projekte, die bis heute Bestand haben. 

Eine große Herausforderung musste Kruse 2016 annehmen, als die Landeskirche die Zusammenlegung der bisher eigenständigen fünf Gemeinden sowie Kapellengemeinden zu einer Gesamtkirchengemeinde anordnete. "Durch diese schwierige Fusion hat er mit positiver Energie geführt," würdigte Anna von Bernstorff seine Arbeit. 

Unermüdlich gegen Endlagerpläne

Die Kirchengemeinde Gartow ist ohne einen Bezug auf den geplanten Endlagerstandort Gorleben nicht denkbar. Eckhard Kruse wurde mit dem Konflikt konfrontiert, da auch Kirchenflächen an die Betreiber des Erkundungsbergwerks verkauft werden sollten. Für den Pastor wurde dieser Konflikt zum Lebenthemas - spätestens als die evgl.-lutherische Landeskirche ihn zum Endlagerbeauftragten ernannte. 

Auch diese Tätigkeit übte er mindestens so engagiert aus wie seine kirchlichen Aufgaben. Anfangs musste er massiven Druck von der konservativen Seite aushalten, die eine Einmischung der Kirche in die Endlagerfrage vehement ablehnten.

Zu Kruses Engagement gehörte es auch - neben rund 70 anderen Pastoren - während der Castortransporte zwischen Polizei und DemonstrantInnen zu vermitteln. Auch wenn die Vermittlung nicht immer klappte. So konnte er z.B. nicht verhindern, dass die BI die Zusammenarbeit mit dem Endlager-Symposium aufkündigte. 

Für Martin Donat, Vorsitzender der Bürgerinitiative Umweltschutz, hatte Eckhard Kruse denn auch einen "übergroßen Anteil am Erfolg".

Asta von Oppen, Vertreterin der Gartower Runde (ein lockerer Zusammenschluss gorlebenkritischer Gruppen im Wendland) würdigte Kruse einerseits für seine Beharrlichkeit, auch bei internationalen Konferenzen die Endlagerfrage kritisch zu diskutieren und andererseits dafür, dass er die Tore auch für Nichtkirchliches geöffnet habe. "Der Apfeltag konnte regelmäßig auf dem Kirchengelände stattfinden und sein Engagement für den Erhalt von Streuobstwiesen war auch nennenswert," so Asta von Oppen.

Ein Pastor geht - der Endlager-Kritiker bleibt

Ob Gemeindearbeit oder Anti-Endlager-Einsatz - mit dem Weggang von Eckhard Kruse verliert zumindest die Kirchengemeinde Gartow einen engagierten Seelsorger. Das Engagement in Sachen Endlagerung von atomaren Müll wird Kruse wohl nie aufgeben.

Die Kirchengemeinde wird demnächst einen/eine neue Pastor/in erhalten - allerdings ist unklar wann und wer das sein wird. Bis es soweit ist, wird Probst Stephan Wichert von Holten die Vertretung übernehmen.

Foto | Angelika Blank: Mit der Entpflichtung, vorgenommen durch den Dannenberger Pastor Klaus-Markus Kühnel, ist Eckhard Kruse von all seinen kirchlichen Verpflichtungen befreit.




2022-04-28 ; von Angelika Blank (text),
in 29471 Gartow, Deutschland

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