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Freie Bühne Wendland: Auszeichnung auf großer Bühne

Seit elf Jahren prägt die Freie Bühne Wendland die Theaterlandschaft in der Region.  In diesem Sommer wurde ihr kreatives Schaffen gleich mehrfach mit Fördergeldern und Auszeichnungen belohnt. Das Bühnenbild von "Moby Dick" wurde dabei besonders gewürdigt.

Eine besondere Auszeichnung konnte die Freie Bühne Wendland kürzlich mit der Bühnentechnik ihres spektakulären Stücks "Moby Dick" einheimsen: Der Weltenbauer Award der Deutschen theatertechnischen Gesellschaft ging dieses Jahr an diese Produktion. Im Juni war die Auszeichnung während der Bühnentechnischen Tagung in Bochum verliehen worden.

Produktionen des Deutschen Nationaltheaters Weimar sowie des Theaters Erfurt mussten sich mit hinteren Plätzen begnügen. Andere Nominierte wie Produktionen des Festspielhauses Baden-Baden, der Hochschule der Künste Dresden oder dem Theater Luzern gingen gar leer aus. Umso stolzer ist die Crew von "Moby Dick".

Ingrid Lazarus, Bühnen- und Kostümbildnern, erläuterte in ihrer Laudatio, warum die Jury sich für "Moby Dick" entschied: "…die phantastische Art und Weise, mit welcher der literarische Stoff vom Meer an Land geholt und mit theatralischen Mitteln erzählt wird, macht diese Produktion zu einem außergewöhnlichen Ereignis. Dass ein Bus, Metallschrott und ein Traktorrad zu Schiff und Wal mutieren und ihre technische Kraft zu Naturgewalt werden lassen, hat besonders beeindruckt". 

Das Team war mit dem Theaterbus (der auch die "Bühne" von Moby Dick ist) nach Bochum gefahren. Ursula Pehlke und Hauke Stichling-Pehlke berichteten, dass der Bus große Aufmerksamkeit erregte. Besonders fasziniert waren Bühnentechniker - auch großer Bühnen - mit welch geringen Mitteln ein faszinierendes Bühnenbild geschaffen werden kann.

Auf den großen Bühnen kostet allein die Ausstattung der Bühne oft sechsstellige Summen und mehr. So ein gewaltiges Budget steht der Freien Bühne nicht zur Verfügung - auch wenn Fördergelder wenigstens die Basis sichern. Doch es gelingt dem Ensemble immer wieder, mit kleinem Budget minimalistische Bühnenbilder zu zaubern, die gerade durch ihre Schlichtheit und Wandelbarkeit beeindrucken.

Von Minimalismus kann beim Bühnenbild von "Moby Dick" keine Rede sein. Mit geringem Budget verwandelten der Kybernetiker Arwed Wetzel und Hauke Stichling-Pehlke einen alten Reisebus mit zahlreichen, während des Spiels immer wieder veränderten Elementen in ein abgewracktes Fangschiff. Und ein alter PKW wird zu einem Wal - von dem am Ende nur ein Skelett übrig bleibt. Vom Auto wie vom Wal. Bei der nächsten Vorstellung fährt der PKW jedoch wieder auf den Platz. Für viele Zuschauer ein Wunder.

Und das war noch nicht alles

In diesem Sommer kann sich die Freie Bühne Wendland gleich über drei Förderungen freuen: mit der Spielstättenförderung des Landes Niedersachsen in Höhe von 12600 Euro können nun bis März 2025 eine Verwaltungskraft und ein Studiotechniker - zumindest teilweise - eingesetzt werden. 10 000 Euro gibt es von der Klosterkammer Hannover für das Weihnachtsstück und für die Förderung von Investitionen hat der Lüneburgische Landschaftsverband positive Signale gesetzt.

Dennoch die Budgets bleiben knapp. Vergangenes Jahr brachte das Ensemble sechs Stücke auf die Bühne. Allein die Weihnachtsproduktion - vergangenes Jahr "Alice" - kostete knapp 40 000 Euro. Dreimal so viel wie der Landkreis Lüchow-Dannenberg als Kulturförderung vergibt.

Doch finanzielle Probleme haben die Ensemblemitglieder der Freien Bühne Wendland nie vom Spielen abgehalten. Wie sagte Gero Wachholz vor einigen Jahren: "„Mit Herzblut entwickelte künstlerische Projekte gibt es in den Staatstheatern mit ihren 'Kunstbeamten' nicht. In einem Freien Theater, gerade auf dem Lande, brennen die Ensemblemitglieder viel mehr für die Sache."

FotoKina Becker




2024-07-09 ; von Angelika Blank (text),
in 29479 Jameln-Platenlaase, Deutschland

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