Mit der Eröffnung des Projektbüros in der ehemaligen Post in Lüchow begann am Mittwoch eine neue Phase der "Grünen Werkstatt Wendland". Anlässlich der Einweihung erhielt die Kreativ-Initiative ganz offiziell die Förderurkunde des Deutschen Stifterverbandes über 250 000 Euro.
Im vergangenen September hat der Stifterverband für die Deutsche Wirtschaft das kreative Projekt aus insgesamt 81 Einsendungen ausgewählt und mit einem Förderpreis von insgesamt 250 000 Euro bedacht.
"Mit diesem Fördergeld ist es nun möglich geworden, dass wir die Arbeit der vergangenen vier Jahre noch weiter intensivieren können," freuten sich Meike Koopmann und Nicole Servatius vom Projektteam der Grünen Werkstatt. Aus der bisher lose zusammen arbeitenden Initiative Grüne Werkstatt Wendland (GWW) soll nun ein echter Bildungsverbund geformt werden, der Design-Studenten verschiedener Universitäten intensiv in Kontakt mit regionalen Unternehmern bringen soll.
HINTERGRUND
Bereits in den vergangenen Jahren hatte die GWW mehrere Workcamps organisiert, auf denen sich StudentInnen verschiedener Universitäten und verschiedener Fachrichtungen aus dem Designbereich mehrere Wochen trafen und an Aufgabenstellungen regionaler Unternehmen arbeiteten. Unternehmensbesuche, Fachgespräche und intensive Diskussionen über die Umsetzung der teilweise komplexen Aufgabenstellungen vertieften einerseits das Verständnis der StudentInnen für betriebliche Abläufe und Erfordernisse und führten andererseits immer wieder zu nachhaltigen Ideen für ökologisches Wirtschaften . Entstanden sind in diesen Workcamps u.a. das Anti-Atom-Spiel SUPER-GAUdi, neue Vermarktungsmöglichkeiten für eigentlich nicht verkäufliche Kartoffeln, ein Konzept für einen Waldgarten sowie diverse Vorschläge für ein verbessertes Regionalmarketing oder Verpackungslösungen.
Einige der in den Workcamps entwickelten Produkte haben inzwischen auch Serienreife erlangte: zum Beispiel konnte die Saftfirma Voelkel auf der Biofach in Nürnberg eine neue Produktreihe inklusive Verpackungsdesign vorstellen. Die Firma Werkhaus aus Bad Bodenteich ging kürzlich mit "Kisten zum Nisten" an den Verkaufsstart.
Dirk Roggan von der GWW betonte, dass viele der Ideen ohne die "Kreativachse" Kröte - Kukate nicht zustande gekommen wären, weshalb die Künstlerin Irmhild Schwarz (Kröte) und die "graue Eminenz" Michael Seelig (Werkhof Kukate) ebenso als Preisträger gelten müssen wie all die anderen beteiligten Firmen.
Wie groß und vielfältig das Netzwerk der "Grünen Werkstatt Wendland" bereits jetzt ist, wurde allein an der Anzahl der Besucher sichtbar, die sich zur Preisübergabe und Eröffnung des Projektbüros eingefunden hatten: neben Landrat Jürgen Schulz und (mindestens) vier Bürgermeistern waren viele Vertreter der beteiligten Unternehmen sowie einige der Kreativen aus der Region erschienen.
Praktisch auch, dass der Ausbildungspakt Lüchow-Dannenberg seine Büroräume auf der gleichen Etage bezogen hat wie die Grüne Werkstatt Wendland. So können Bildung, Ausbildung und die Förderung der Kreativwirtschaft sozusagen "aus einer Hand" organisiert werden.
Nicolas Rüffin, Programmmanager des Stifterverbands, würdigte in seiner Ansprache das "einzigartige" Projekt, welches den Stiftungsrat schnell überzeugt hatte. "Nicht nur, dass dieses Projekt höchst innovativ völlig neue Kooperationsformen zwischen Hochschule, Wirtschaft und ländlichem Raum entwickelt, auch der Mut und das intensive Engagement der Beteiligten hat den Verband sehr beeindruckt." Hier würden keine Luftschlösser gebaut, sondern konkrete Projekte am konkreten Bedarf vor Ort entwickelt und umgesetzt, so Rüffin.
Im ersten Jahr der zweijährigen Förderperiode will die Grüne Werkstatt nun ihre erfolgreichen Workcamps fortsetzen, sich aber auch auf der Kulturellen Landpartie präsentieren und überhaupt den Bildungsverbund weiter intensivieren.
Landrat Jürgen Schulz träumte gar von einem "Bauhaus im Wendland" - einem Produkt- und Projektentwicklungsbüro, welches mit dafür sorgt, dass möglichst viele hochqualifizierte junge Menschen den Weg ins Wendland finden und sich hier sogar ansiedeln. "Vielleicht wird es sogar möglich, dass sich zusammen mit der Akademie für Erneuerbare Energien in Lüchow-Dannenberg ein echter Hochschulstandort entwickelt - und sei es nur als Außenstelle einer vorhandenen Universität," hoffte Schulz auf der Eröffnung.
Mit dem jungen Team des Projektbüros sowie der komfortablen Finanzausstattung durch den Stifterverband bestehen reelle Chancen, dass des Landrats Traum womöglich sogar in Erfüllung geht.
Foto / Björn Vogt: Haben mit dem Fördergeld des Stifterverbands noch einiges vor - die Aktiven der Grünen Werkstatt Wendland (von links): Nicole Servatius (Projektteam), Diete Hansl-Röntgen (Nya Nordiska), Holger Danneberg (Werkhaus GmbH), Michael Seelig (Werkhof Kukate), Landrat Jürgen Schulz, Andreas Krüger (Modulor), - Nicolas Rüffin (Programmanager Stifterverband), Daniela Weinand (target Energieagentur), Irmhild Schwarz (Künstlerin), Dirk Roggan (Schütte-Hagebau), Eva Danneberg (WWerkhaus GmbH), Renate Ortmanns-Möller (Landkreis Lüchow-Dannenberg)