Die Fertigstellung des Glasfasernetzes in Lüchow-Dannenberg wird sich massiv verzögern. Das ist nicht nur der Corona-Krise geschuldet, sondern auch nicht eingehaltenen Vereinbarungen und fehlendem Personal.
Frust kam am Anfang des Frühjahrs bei vielen potenziellen Glasfaserkunden auf. Sie bekamen Mails von der Glasfaser-Betreibergesellschaft DBN mit der Nachricht, dass der Übernahmetermin noch in weiter Ferne liegt. Teilweise wurde in den Mails September als Beginn der Glasfaser-Versorgung genannt. Dabei hätten zum Beispiel am Höhbeck die Nutzer schon Ende Januar mit schnellem Internet surfen können.
Warum diese massiven Verzögerungen? "Wir können uns nicht freistempeln, fehlerfrei gearbeitet zu haben," räumt der Geschäftsführer der Breitbandgesellschaft Lüchow-Dannenberg, Detlef Hogan, ein. "Der Hauptfehler lag wohl darin, die beteiligten Tiefbauunternehmen nicht früh und strikt genug an vertragliche Zusagen zu binden."
Hogan räumt ein, dass die Breitbandgesellschaft womöglich zu spät erkannt habe, dass die Verzögerungen sich ausweiten. "Bis zum Dezember hatten wir gehofft, im Zeitplan bleiben zu können," so der Geschäftsführer. Aber im Januar war klar: der Zeitplan ist so nicht einzuhalten.
Noch im April verkündete Hogan, dass es nun klare Vereinbarungen mit den Tiefbauunternehmen gäbe, die es möglich machen, Fertigstellungstermine zu nennen. Doch diese Vereinbarungen sind längst Makulatur, weil die beauftragten Firmen sich nicht an die Zusagen halten.
Die Gründe für die Verzögerungen sind vielfältig: zum einen sind Facharbeiter aus dem Ausland in die Heimat gefahren - und konnten wegen der Corona-Krise nicht wieder zurückkehren. Zum anderen wird von den Tiefbaufirmen Personal nach eigenem Gusto eingesetzt oder in andere Regionen abgezogen, wo es besser bezahlte Aufträge gibt.
Hinzu kommt, dass einige Unternehmen ihr Personal nach firmeninternen Kriterien einsetzen. Da bleibt dann in Lüchow-Dannenberg schon mal eine Baustelle liegen, weil das Personal an besser dotierten Aufträgen in anderen Regionen arbeiten soll.
Außerdem, so Hogan, haben sich Unternehmen an der Ausschreibung für den Bau des Glasfasernetzes beteiligt, die kaum bis gar keine Erfahrung mit einem derartigen Netzausbau haben. "Dazu kommt, dass es für den Landkreis auch eine neue Erfahrung ist, einen so komplexen Ausbau zu steuern," so Hogan.
Ein anderer Grund für die Verzögerungen ist hausgemacht: viele Hauseigentümer haben aus Angst vor einer Corona-Infizierung den Mitarbeitern Zutritt auf das Gelände bzw. ins Haus verwehrt.
Aber es gibt auch positive Nachrichten: Aktuell wird Cluster 3 (Damnatz und Umgebung) bearbeitet. Damnatz ist bereits angeschlossen, Groß Heide, Zadrau und Siemen sollen folgen). Der Cluster 7 (Trebel und Umgebung) ist ebenfalls fertig ausgebaut. Und Cluster 6 (Gartow und Umgebung soll ebenfalls bald fertiggestellt werden.
Homeoffice? In Lüchow-Dannenberg ein Problem
Die Verzögerungen beim Breitbandausbau werden für die Kunden nicht nur privat zum Problem: ins Homeoffice gehen können nur die Arbeitnehmer, die auch mit schnellen Internetverbindunden arbeiten können. Doch das ist für zahlreiche Lüchow-Dannenberger gar nicht möglich. Tätigkeiten mit hohem Datenaustausch können in vielen Orten mangels stabiler bzw. schneller Internetverbindungen nicht zuverlässig erledigt werden.
"Das ist für uns tatsächlich zum Problem geworden, dass wir die technischen Grundlagen für effektives Arbeiten im Homeoffice nicht anbieten können," bedauert Hogan. Wer die Möglichkeit hat, mietet sich irgendwo ein, wo es gute Internetverbindungen gibt. Aber da Landrat Schulz die Nutzung von Ferienwohnungen als Homeoffices kürzlich kategorisch abgelehnt hat, ist auch dieser Weg weitestgehend versperrt.
Geschäftsführer Hogan ist vorsichtig geworden mit Zielterminen. Nur soviel mag er sagen - dass der Netzausbau in Lüchow-Dannenberg deutlich vor September abgeschlossen sein wird. "Was getan werden kann, um den Netzausbau zu beschleunigen, wird getan," betont Hogan.
Übrigens: beim Spatenstich für den Netzausbau im Oktober 2018 wurde ein Abschlusstermin "Ende 2020" genannt.
Foto | Angelika Blank: Es ist lange her, seit der erste Spatenstich für den Glasfaser-Netzausbau gesetzt wurde. Trotz aller Verzögerungen werden die Lichtleitungen aber bald in über 90 % der Lüchow-Dannenberger Haushalten die Routerlampen zum Leuchten bringen.