Nach dem Brandanschlag auf ein italienisches Restaurant am
Stintmarkt in Lüneburg vor fast einem Jahr dauern die Ermittlungen der
"Sonderkommission (SoKo) Stint" weiterhin an. Seit kurzem wenden die
Ermittler nun das sogenannte "BKMS-System" an - ein Hinweissystem, das
Anonymität garantieren soll.
Das von der Polizei als absolut sicher eingestufte
Hinweissystem soll in Zukunft bei der Aufklärung von besonderen
Kapitalverbrechen eingesetzt werden - wie zum Beispiel die Brandstiftung
am Stintmarkt in Lüneburg, bei der 14 Bewohner das brennende Haus nur
aufgrund glücklicher Umstände verlassen konnten.
Vor ziemlich genau einem Jahr, am 2. Dezember 2013 war durch einen
Brandanschlag nicht nur das italienische Restaurant "La Trattoria" am
Stintmarkt in Lüneburg zerstört worden, sondern auch das historische
Lösecke-Hauses im Wasserviertel, dem "Herzen von Lüneburg", bekannt auch
als Kulisse der ARD-Telenovela "Rote Rosen". Bei dem verheerenden Brand
wurde das Gebäude durch das Feuer und die Löscharbeiten fast
vollständig zerstört, so dass ein Sachschaden in Millionenhöhe entstand.
Aufgrund der "besonderen Tatumstände und des Vorgehens der Täter"
(Original-Zitat der Polizei) ermittelt die "Sonderkommission (SoKo)
Stint" wegen versuchten Mordes in 14 Fällen. Ermittlungen der
Sonderkommission ergaben, dass eine dringend tatverdächtige männliche
Person
unmittelbar nach der Explosion das gegenüber liegende italienische
Restaurant "La Taverna" durch einen Seiteneingang betrat. Dieser Mann
wird beschrieben als 170 - 180 cm groß, dunkle gelockte Haare, breites
Kreuz und leicht untersetzte Statur. Trotz umfangreicher Ermittlungen
konnte der Mann bislang nicht identifiziert werden.
Der oder die Täter handelte(n) nach Auffassung der SoKo in der Absicht,
das Restaurant 'La Trattoria' zu zerstören und nahm(en) mögliche
Tatfolgen wie die Tötung sämtlicher Bewohner bewusst in Kauf. Über die
Hintergründe und das Motiv kann die Polizei bis dato nur spekulieren.
Die SoKo ist davon überzeugt, dass viele Personen Hinweise für sich
behalten, weil sie niemanden "verdächtigen" möchten oder sich aus
anderen persönlichen Gründen nicht bei der Polizei melden. "Die
Ermittler sind jedoch auf jeden Hinweis angewiesen, egal wie
unbedeutend, alltäglich oder bekannt er erscheinen mag," so die Polizei Lüneburg.
Da die Polizei davon ausgeht, dass sich Zeugen womöglich deswegen nicht
melden, weil sie Angst vor Konsequenzen haben, wurde jetzt ein
Hinweissystem (BKMS) im Internet installiert und freigeschaltet.
Hierüber können auch anonym Hinweise an die Soko Stint gegeben werden.
Auf der Internetseite befinden sich auch Erläuterungen zu dem
Hinweissystem.
Die Hinweise an die Polizei über die BKMS-Plattform können hier abgegeben werden:
https://www.bkms-system.net/
Die Polizei garantiert, dass die Anonymität eventueller Zeugen bei
Anwendung des BKMS-Systems gewahrt bleibt. Mit Hilfe eines
"elektronischen Postkastens", der anonymen Schriftwechsel ermöglicht,
können Hinweisgeber auch mit der Polizei kommunizieren und Rückmeldungen
erhalten. So sind z.B. gezielte Nachfragen möglich. "Ihre Identität ist
dabei
weder erforderlich noch von Bedeutung," so die Polizei. "Das System ist
technisch so angelegt, dass eine automatische Anonymisierung der
Hinweise und der Dialoge erfolgt und somit keinerlei Möglichkeit der
Rückverfolgung besteht.
Übrigens: Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des Täters
führen, ist weiterhin (durch die Hansestadt Lüneburg, einem Versicherer
und die Polizei) eine Belohnung in Höhe von 20.000 EUR ausgesetzt
worden. Auch hierzu gibt es weitere Hinweise auf den BKMS-Seiten.
Wer ganz sicher gehen will, dass seine Daten wirklich anonym bleiben, nutzt das BKMS-System über "Tor", ein Netzwerk zur Anonymisierung von Nutzerdaten, welches über das verschlüsselte Tor-Netzwerk ins Internet bringt. Diesen Tipp geben Internet-Experten all denjenigen, die den Beteuerungen der Polizei, dass "BKMS" die vollständige Anonymität garantiert, nicht so recht trauen mögen.