„Die meisten Leute, denen wir hier begegnen, sind freundlich“: In dieser Meinung sind sich die vier jungen Polizeibeamten einig, die an einer Abzweigung bei Dannenberg auf der Straße nach Penkefitz Dienst tun. Im Vorfeld der Großkundgebung stand der wnet-Berichterstatter ein Weilchen zusammen mit den Beamten im Nieselregen.
Verkehrslenkung ist angesagt. Auch auf der sonst relativ ruhigen Straße zwischen Hitzacker und Dannenberg rollt ein Auto nach dem anderen in Richtung Jeetzelstadt. Dort, wo es kurz vor Bahnübergang und Esso-Tankstelle in den Breeser Weg abgeht – zur Autoverwertung, dem Wiesenhof-Komplex und dann auch zur Castor-Umladestation – stehen vier junge Beamte der niedersächsischen Landespolizei. In Verden sind sie sonst stationiert, vor wenigen Tagen haben sie zusammen mit Kollegen bei Dannenberg in einem ehemaligen Betriebsgebäude Quartier bezogen.
Castor-Einsatz – ein schlimmer Einsatz? „Nein“, sagt einer der Polizisten, „schlimm nicht, aber eben einer der längsten Einsätze“. Ein Einsatz mit viel Kontakt zu Menschen, die irgendwohin wollen – aber an diesem besonderen Tagen nicht dürfen wegen der vielen Umleitungen und Sperren rund um die Großkundgebung.
Umleitungs-Tipps für den Brummi
Ein Lastzug nähert sich. Der Brummifahrer stoppt, schaut etwas missmutig auf den Autostau am Bahnübergang. Womöglich wartet eine wichtige Terminlieferung im Lkw auf die Weiterfahrt. Der Mann am Steuer kurbelt die Seitenscheibe runter, einer der Verdener Beamten sagt „guten Tag“, erläutert kurz die Lage, warum es momentan nicht weitergeht und empfiehlt dem Diesel-Kapitän einen Umweg. „Dankeschön“, hört man aus dem Führerhaus – und der Laster brummt davon.
„Wir sind eher ein Infopunkt“
„Wir sind hier eher ein Informationspunkt als eine Kontrollstelle“, heißt es aus den Reihen der Beamten. Andernorts, an polizeitaktisch sensibleren Stellen, wird dagegen regelrecht kontrolliert: Am Bahnübergang bei Pisselberg etwa gucken die Beamten der Bundespolizei auch in Fahrzeuge, ob sie vielleicht mit irgendetwas „Verdächtigem“ beladen wurden, einer Betonpyramide zum Anketten oder ähnlich argem Zeugs womöglich.
Smalltalk – und dann wird umgekehrt
Da geht es doch am Breeser Weg „entspannter“ zu: Eine Familie mit Kinderkarre kommt und fragt die Beamten, wo’s zur Esso-Wiese geht. Ein älterer Atomkraftgegner verteilt zur gleichen Zeit auch an die Uniformierten Anti-Castor-Flugblätter. Zwei Autos stoppen: „Wir müssen doch noch zum Einkaufen nach Dannenberg!“ klagt eine Frau, aber auch sie und auch der Landwirt im anderen Wagen haben Verständnis für die notwendige Umleitung und drehen nach einem kurzen freundlichen Smalltalk mit den Polizisten um.
Heißer Kaffee im Nieselregen
Wieder naht ein Auto – ein grauer Bulli mit Oldenburger Kennzeichen, zwei Frauen sitzen vorn. „Das sind Kolleginnen“, erklärt einer der Verdener. Oh! Ein Team zur „verdeckten Aufklärung“? Nein. Aber mit „V“ fängt die Aufgabe der beiden Frauen auch an: Verpflegung! Was zum Beißen gibt’s noch nicht, wohl aber Kaffee und Tee, sehr willkommen im ungemütlichen Nieselregen. Und wie sieht’s mit dem Mittagessen aus an diesem Samstag? „Das kommt auf die Einsatzlage an“, sagt einer der Polizisten.
Wenn sie nicht vor Ort bleiben müssen, gibts die Mahlzeit im Quartier bei Dannenberg, wenn nötig, wird mobil verpflegt. Was heute auf dem Speiseplan steht? „Geschnetzeltes auf Reis“, wissen die Frauen vom Verpflegungs-Team. Die Beamten haben auch die Möglichkeit, sich vor dem Ausrücken zum jeweiligen Einsatzort im Quartier ein Lunch-Paket zusammenzustellen. Belegte Brote beispielsweise oder Frikadellen. Einig sind sich die vier jungen Männer aus Verden auch in puncto Essen: „Es ist wirklich sehr gut“, bekräftigen sie, und schon stoppt das nächste Auto: „Wo bitte geht’s zur Demo?“. Das Team aus Verden weiß auch diesen Weg.
Foto: Hagen Jung / „Wie kommen wir nach Dannenberg?“ Solche und ähnliche Fragen beantworteten die Polizeibeamten an der Abzweigung zum Breeser Weg.