Thema: widerstand

Überwachen Drohnen demnächst die Bürger?

Schon seit einiger Zeit testet die niedersächsische Polizei sogenannte "Drohnen", kleine, unbemannte Flugzeuge, die - ausgestattet mit Kameras - zum Beispiel gewaltbereite Fans bei Fußballspielen aus der Luft überwachen können. Auch ein Einsatz während der Castor-Transporte wurde angedacht. Nun ist der Einsatz dieser fliegenden Späh-Computer in die Kritik der Datenschützer geraten.

Ursprünglich plante das niedersächsische Innenministerium dem Vernehmen nach den Einsatz der kleinen Flieger auch bei Castortransporten, doch davon rückte das Ministerium dieser Tage ab. Der oberste Datenschützer Joachim Wahlbrink hatte kritisiert, dass "Sinn und Zweck" dieser 47 000 Euro teuren kleinen Spähcomputer nicht zur Prüfung vorgelegt worden seien. Bei den Probe-Flügen über bewohntem Gebiet sah Wahlbrink im übrigen den Datenschutz der Anwohner nicht gewährleistet.

Dabei sind Drohnen in anderen Bundesländern schon länger im Einsatz. So zum Beispiel in Sachsen, um Übersichtsbilder von einem Mord-Tatort zu erhalten. Innenminister Schünemann sieht in den Testflügen kein Problem. "Alle datenschutzrechtlichen Bestimmungen sind eingehalten worden", erklärte der Minister gegenüber der NWZ. Die Tageszeitung zitiert daneben Schünemanns Pressesprecher Klaus Engemann mit der Egänzung, dass "der zuständige Datenschutzbeauftragte der Zentralen Polizeidirektion keine Einwände gegen den Einsatz der Drohne" hatte.

Großbritannien plant gar, ab 2012 die Mini-Hubschrauber flächendeckend zur Überwachung des Landes einzusetzen. Dort wird als Anwendungsgebiet nach Zeitungsberichten auch die Überwachung von Verkehrsrowdys oder Umweltsündern, die ihren Müll nicht wie vorgeschrieben entsorgen, aufgeführt.

In der Vergangenheit wurden Drohnen vor allem in Afghanistan und im Irak-Krieg zur unbemannten Ausspähung feindlicher Gebiete eingesetzt - Krieg am Joystick sozusagen.

Mikrokopter - fliegende Augen hausgemacht

Der Witz bei der ganzen Angelegenheit: kleine Mikrokopter, die in der Lage sind, bis zu 450 Metern hoch zu steigen (der bisherige Rekord) und auch eine Kamera mit an Bord zu nehmen, können von Jedermann mit - relativ - geringem Aufwand gebaut werden. Schon seit Jahren gibt es in Deutschland eine stetig wachsende Mikrokopter-Gemeinde, die sich dem Bau und dem Einsatz der kleinen Brummer verschrieben hat und sich über Internetforen, Messen und Tagungen austauscht.

Natürlich sind die kleinen, selbstgebauten Mikrokopter längst nicht so leistungsstark wie die professionellen Drohnen von Polizei und Geheimdiensten, aber für Luftaufnahmen von z.B. archäologischen Grabungsflächen reichts allemal. Den eindrücklichen Beweis lieferten die Mikrokopter-Spezis auf der Grabung in Vietze vor zwei Jahren. Den Archäologen lieferten die zwischen Wissenschaft und Spieltrieb schwankenden Mikrokopter-Bauer gute Bilder.

Die Flugaufsicht findet derartige Hobbies natürlich gar nicht witzig.

Foto: Angelika Blank / Einsatz der kleinen Kamera-Flieger während der archäologischen Grabung bei Vietze im Jahre 2008

 

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2010-03-27 ; von Angelika Blank (autor),

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