Am Freitag stellte die Polizei die Kriminalstatistik für 2009 vor. Danach ist die Zahl der Straftaten in Lüchow-Dannenberg um 140 auf 2985 Fälle gestiegen. Aber auch die Aufklärungsquote ging nach oben: von 63 auf 67 Prozent der Taten. Die höchsten Steigerungsraten gab es beim Internet-Betrug und Drogenvergehen.
Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Datenspeicherung vom 2. März werde der Zugriff der Polizei auf entsprechende Informationen derart erschwert, dass es Probleme in manchen Bereichen der Verbrechensbekämpfung geben kann. Dies hat Polizeipräsident Friedrich Niehörster am Freitag bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für 2009 zum Ausdruck gebracht.
Niehörster: Neues Gesetz notwendig
In puncto Datenzugriff müsse zügig ein neues Gesetz geschaffen werden, betonte der Polizeipräsident. Dieses Gesetz solle den Datenschutz berücksichtigen, müsse es aber auch ermöglichen, dass die Polizei erfolgreich ihre Arbeit tun kann. Die Polizei müsse in speziellen Fällen schnell auf Daten zugreifen dürfen, etwa bei der Aufklärung eines Mordes. Ein solcher Zugriff sei auch notwendig, um Kinderpornographie im Internet zu bekämpfen. Auch bei Amok-Einsätzen sei die rasche Nutzung von Telekommunikationsdaten wichtig, erklärte Friedrich Niehörster - beispielsweise dann, wenn im Zusammenhang mit einem Einsatz an einer Schule die Frage "Wo befinden sich gefährdete Schülerinnen und Schüler"? geklärt werden müsse. Und das ist mittels Handy-Ortung möglich. Heutzutage haben ja wohl die meisten Kinder ein solches Mobiltelefon, bemerkte der Präsident vor der Presse.
Diebstähle vorn in der Statistik
An der Spitze der 2985 Straftaten, die 2009 in Lüchow-Dannenberg verübt wurden, stehen von der Anzahl her betrachtet die Eigentumsdelikte: 872mal wurden "lange Finger" gemacht - 220mal weniger als im Jahr zuvor. Dieser Rückgang, so erläuterte Lüchow-Dannenbergs Polizeichef Thomas Meyn, sei darauf zurückzuführen, dass mehrere Seriendiebstähle "mit Fleiß und Geschick" von den Beamten aufgeklärt worden seien und die 2008 gefassten Täter nun nicht mehr aktiv sind. In der Statistik werden die Diebstähle weiter aufgeschlüsselt: In Wohnungen zum Beispiel trieben Diebe 68mal ihr Unwesen, 12 Kraftfahrzeuge wurden gestohlen, aus geparkten Wagen nahmen Automarder 48mal etwas mit, und 99 Fahrräder gerieten in Diebeshand. Zu Ladendiebstählen wurde die Polizei 103mal gerufen.
Dass die Gesamtzahl der Straftaten in Lüchow-Dannenberg laut Statistik zugenommen hat, sei nicht zuletzt auf mehrere Einzelfälle zurückzuführen, die einem einzigen Täter zur Last gelegt werden mussten, erklärte Thomas Meyn Bei diesen Taten handelte es sich um Vergehen gegen das Post- und Fernmeldegeheimnis; im Klartext: Ein Briefträger hatte Postsendungen unterschlagen und geöffnet.
Partner mit Messer attackiert
Unter der Rubrik "Straftaten gegen das Leben" verzeichnet der Jahresbericht für Lüchow-Dannenberg drei Taten; zum Glück überlebten die jeweiligen Opfer die Attacken der Täter: Eine Frau hatte ihren Lebenspartner erst mit einem Stuhlbein, dann mit einem Messer lebensbedrohlich verletzt, und ein Mann wollte seinen Vermieter mit einer Plastiktüte ersticken. Im dritten Fall gibt es noch Unklarheiten hinsichtlich der Tatort-Zuordnung.
Weniger Sexualdelikte
Erfreulich zurückgegangen ist die Zahl der Sexualdelikte im Wendland: von 49 auf 29. Dies sei vor allem dem Kampf gegen die Kinderpornographie im Internet zu verdanken, sagte Thomas Meyn. Sechs Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern gab es 2009 an Elbe und Jeetzel, 2008 waren es zehn gewesen. Neunmal musste die Lüchow-Dannenberger Polizei Raubdelikte bearbeiten, sieben weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Körperverletzungen ist mit 246 (2008 waren es 243) Fällen ziemlich stabil geblieben. Gesunken sind die Betrügereien: von 371 auf 244.
Mehr Rauschgift
Einen weiteren Rückgang verzeichnet die Polizei bei den Sachbeschädigungen: 2009 wurden 244 solcher Taten angezeigt, im Vorjahr waren es 371 gewesen. „Wir hatten 2009 keine Castor-Transporte", bemerkte Polizeichef Meyn in diesem Zusammenhang. Zugenommen haben dagegen die Rauschgiftdelikte: Sie stiegen von 114 auf 150, zumeist geht es dabei um Haschisch und Marihuana.
In der gesamten Polizeidirektion Lüneburg wurden im Berichtszeitraum 88.736 Straftaten (Vorjahr 86.293) gezählt, teilte Polizeipräsident Niehörster mit. Die Direktion umfasst die Landkreise, Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Soltau-Fallingbostel, Rotenburg/Wümme, Harburg und Stade. Von den 2009 bekannt gewordenen Taten konnten 51.113 Fälle geklärt werden. Dies bedeute eine Aufklärungsquote von 57,6 Prozent, und damit sei der Mittelwert der vergangenen zehn Jahre von knapp 53 Prozent gut übertroffen. Eine deutliche Zunahme - um 480 Fälle - habe es direktionsweit bei den Körperverletzungen gegeben, sagte der Präsident. Solche Rohheitsdelikte werden recht häufig im Umfeld von Kneipen begangen, war den Berichten der Polizei-Vertreter aus Uelzen und Lüneburg zu entnehmen.
Tatmittel Internet auf dem Vormarsch
Auf einem deutlichen Vormarsch befindet sich das Tatmittel "Internet": Wurden in diesem Segment 2005 noch 428 Fälle im Bereich der Polizeidirektion registriert, waren es 2009 bereits 4419 Fälle. Mit Blick auf weniger Diebstähle und mehr Betrügereien bemerkte Friedrich Niehörster, die Täter verlegten ihre Aktivität offensichtlich vom Einbruch bei Dunkelheit und Kälte zum bequemen Agieren am PC in der warmen Stube.
35 „Gorleben“-Einsätze
Innerhalb der Polizeiinspektion (PI) Lüneburg/Uelzen/Lüchow-Dannenberg gab es 2009 insgesamt 22.756 Straftaten (Vorjahr 23.173), berichtete PI-Leiter Hans-Jürgen Felgentreu. Zur Statistik seines Zuständigkeitsbereichs zählen auch 225 „Sonder-Einsätze“, an denen bis zu 2000 Beamte beteiligt waren. Zu diesen Einsätzen gehörten unter anderem 26 „Rechts-Links-Auseinandersetzungen“ und 35 Geschehnisse, die dem Thema „Gorleben“ zuzurechnen sind.
Mehr Drogenkontrollen im Straßenverkehr
Im laufenden Jahr werde sich die Polizei verstärkt der Kontrolle auf Drogenkonsum im Straßenverkehr widmen, kündigte Hans-Jürgen Felgentreu an. Auch Maßnahmen gegen Alkoholmissbrauch durch Kinder und Jugendliche wird es geben. Dazu zählen auch Testkäufe, bei denen geprüft werden soll, ob Jugendliche unter 18 Jahren in Geschäften problemlos Schnaps bekommen. Ebenfalls fortgeführt werden Schritte gegen Fahrraddiebstähle, damit auch diese in der nächsten Kriminalstatistik weiter sinken.
Foto: Hagen Jung
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