Insgesamt war die Bilanz der Verkehrsunfälle im Jahr 2009 hierzulande durchaus erfreulich: Deutlich weniger Menschen kamen im vergangenen Jahr bei Unfällen zu Schaden - wenn auch die Zahl der Unfälle leicht stieg. Dies ergab die Verkehrsunfallstatistik für 2009, die die Polizei am Dienstag in Lüchow vorstellte.
Besonders erfreut zeigte sich der Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizei, Andreas Dobslaw, darüber, dass die Zahl der Baumunfälle deutlich zurückgegangen ist. Stolze 33,33 % weniger Fahrten, die an Bäumen endeten, weist die Statistik auf. Zu dieser positiven Bilanz haben verschiedene Maßnahmen beigetragen, die Polizei und Straenverkehrsbehörden im letzten Jahr unternommen haben: besonders gefährliche Stellen wurden entschärft - entweder durch Baumfällung oder durch Warntafeln -, aber auch die Öffentlichkeitskampagne mit Warntafeln an besonders riskanten Waldstrecken zeigte offensichtlich ihre Wirkung. Vor allem die Kreisstraße 1, auf der es in vergangenen Jahren immer wieder zu schlimmen Baum-Unfällen gekommen war, stand dabei im Mittelpunkt.
Mit -8,07 % steht Lüchow-Dannenberg bei der Zahl der Verletzten sogar besser das als das Land Niedersachsen und die Polizeidirektion. 14 % weniger Menschen als im Vorjahr wurden durch Unfälle schwer verletzt oder gar getötet.
Insgesamt ist die Zahl der Verkkehrsunfälle in Lüchow-Dannenberg allerdings mit + 0,51 % leicht gestiegen, was nach Angaben von Andreas Dobslaw ausschließlich auf die gestiegene Zahl (+3,81 %) von Wildunfällen zurück zu führen ist. Immerhin 44,50 % aller Unfälle sind auf Zusammenstöße mit Wild zurück zu führen.
Mehr Wild in den Wäldern
"Einerseits gibt es mehr Wild in den Wäldern, vor allem Schwarzwild hat sich deutlich vermehrt, andererseits werden die roten Dreibeine nicht mehr so konsequent aufgestellt wie in den Jahren zuvor", erklärte Dobslaw die Zunahme bei den Wildunfällen. Mit Reflektoren, Duftstreifen und allerlei anderen Maßnahmen wird versucht, das Wild vom Überqueren der Hauptstraßen abzuhalten, aber "der Königsweg" sei hier noch nicht gefunden, so Dobslaw.
Auch die Zahl der jungen (hauptsächlich) männlichen Fahrer zwischen 18 und 25 Jahren, die an Unfällen beteiligt waren, ist deutlich zurück gegangen.
Schlechte Zeiten für Haschischraucher
Insgesamt 162 Fahrer wurden mit Alkohol oder Drogen am Steuer erwischt, auch dies fast 9 % weniger als im Vorjahr, wo noch 178 Trunkenheitsfahrten gezählt wurden. Allerdings ist die Anzahl der Fahrten unter Drogeneinfluss in Lüchow-Dannenberg um 400 % gestiegen. Vor allem Haschisch stellten die Beamten bei der Blutkontrolle fest, aber auch andere harte Drogen wie Koks, Ecstasy und andere.
Mit 35 Fällen machen die Drogenfahrten allerdings nur einen Bruchteil der Trunkenheitsfahrten aus. Doch für die Polizei ist die hohe Steigerungsrate trotzdem Anlass zur Besorgnis: "2004 hatten wir lediglich 3 Fälle festgestellt." Seitdem haben sich die technischen Möglichkeiten zur Feststellung von Drogen im Blut aber deutlich verbessert. "Und auch die Beamten sind inzwischen gut geschult, Drogenkonsum beim Fahrer zu erkennen", so Dobslaw.
Dazu kommt, dass der Konsum von Drogen teilweise noch nach einer Woche im Blut nachgewiesen werden kann. Es kann also passieren, dass eine Drogenkontrolle eine Woche nach einem "fröhlichem" Haschischurlaub zum Entzug der Fahrerlaubnis führen kann. Auch wenn die Grenzwerte für Drogenkonsum derzeit nicht wirklich geklärt sind.
Das Bundesverfassungsgericht hob zwar im Jahre 2004 die Null-Promille-Regelung für den Haschischwirkstoff THC auf und schlug einen Grenzwert von 1,0 ng je Milliliter Blut vor, doch bis heute gibt es hierzu keine klaren gesetzlichen Bestimmungen.
"Die Polizei soll auch prüfen, ob ausser dem Haschischkonsum Auffälligkeiten zu erkennen sind, die auf eine Fahruntüchtigkeit schließen lassen", so Andreas Dobslaw am Dienstag. Aber erwischte Drogenfahrer müssen sich grundsätzlich einer medizinisch-psychologischen Untersuchung stellen, um ihren Führerschein zurück zu erhalten. Ein Alkoholsünder muss erst ab einem festgestellten Promillewert von 1,6 zur Untersuchung. Ausserdem haben Drogenfahrer mit weitaus längeren Fahrverboten und höheren Geldstrafen zu rechnen als diejenigen, die mit Alkohol am Steuer erwischt werden.
Doch für die Lösung dieses Problems ist die Politik zuständig, nicht die Polizei.
Mehr Sicherheit durch bessere Technik
Den Rückgang der Schwerverletzten und Getöteten - trotz steigender Unfallzahlen - erklärt sich die Polizei mit der deutlich verbesserten Ausstattung in modernen Autos. "Heutzutage sind alle Autos mit Airbags ausgestattet und auch das Elektrische Stabilisierungs Programm (ESP) wird in immer mehr PKW eingebaut. Ab 2011 soll ESP sogar Pflicht werden. Für das Verletzungsrisiko ist das nur gut: ESP vermindert die Zahl der Unfälle um rund 50 %", erläuterte Andreas Dobslaw.
Aber auch die Entschärfung von kritischen Kreuzungen durch Kreisel hat zur Verringerung der Unfallopfer beigetragen.
Besonderes Augenmerk wird die Polizei weiterhin auf die Verkehrssicherheit legen, insbesondere am Wohl der Motorradfahrer ist ihr gelegen. Es waren zwar nur 43 Unfälle, die Motorradfahrer im vergangenen Jahr erleiden mussten, aber bei diesen wenigen Unfällen wurde 1 Fahrer getötet und 29 verletzt.
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Foto: Polizei / Immer wieder kam es auf der Kreisstraße 1 zu schlimmen Unfällen. Der Fahrer dieses PKWs kam im Mai 2006 ums Leben.
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