Drei einhalb Jahre dauerte die Amtszeit von Lüneburgs Polizeichef Robert Kruse. Nun wurde er vom Innenminister vorzeitig abgelöst. Verschiedene Medien sehen darin eine Konsequenz aus den Schlampereien bei den Ermittlungen zu den "Göhrde-Morden."
Offiziell leugnet Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, dass die vorzeitige Ablösung von Robert Kruse als Präsident der Lüneburger Polizeidirektion etwas mit den Göhrde-Morden zu tun habe. "Das hat mit den Göhrdemorden nichts zu tun. Ein Wechsel war angesagt," dementierte Pistorius gegenüber dem NDR.
Dabei rissen spätestens seit dem Fund des Skeletts von Birgit Meier, die 1989 verschwunden war, die Vorwürfe nicht mehr ab, dass die Polizei Lüneburg die Ermittlungen zu früh eingestellt und außerdem "unglaublich" geschlampt habe.
Die skelettierte Leiche hatte eine private Gruppe von ehemaligen Kriminalisten rund um Wolfgang Sielaff, Ex-LKA-Mann und Bruder der Getöteten, gefunden. Eine peinliche Geschichte für die Polizei, der das in beinahe 30 Jahren Ermittlungsarbeit nicht gelungen war - obwohl an dem späteren Fundort mehrfach ermittelt worden war.
Für die BILD-Zeitung hat Pistorius deshalb Polizeipräsident Kruse "rasiert". "Über all die Jahre hatte Lüneburgs Polizei furchtbar geschlampt bzw.
die Ermittlungen eingestellt," ist die BILD überzeugt. "Inzwischen halten es die Kriminalisten
für möglich, dass Wichmann bis zu hundert Morde begangen hat. "
Das ZEIT-Magazin hatte sich 2016 in einer mehrteiligen Serie mit den Göhrde-Morden beschäftigt - und dabei diverse Ungereimtheiten und Versäumnisse entdeckt.
Statt Kruse kommt jetzt Ring
Ob der Wechsel an der Spitze der Polizeidirektion tatsächlich den Pannen bei den Ermittlungen zum Göhrde-Mörder geschuldet ist, werden wohl nur die Beteiligten wissen.
Am Mittwoch übergab jedenfalls Robert Kruse nach 3,5 Jahren die Verantwortung für die Geschicke der Polizeidirektion Lüneburg ab. Ab sofort übernimmt der bisherige Vizepräsident des Landeskriminalamtes, Thomas Ring, die Verantwortung für die Polizei in den Landkreisen Celle, Harburg, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Heidekreis, Rotenburg und Stade.
Foto | Polizei Lüneburg: Links der Alte, rechts der Neue: Robert Kruse (li.) geht, Thomas Ring kommt.