Über 40 % der deutschen Wälder* gehören Privatleuten. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Waldbrandvorbeugung. In einer Fortbildung dreier Forstbetriebsgemeinschaften ging es vergangene Woche um Notwendigkeit + Möglichkeiten effektiven Waldschutzes.
“Hoffnung ist keine Strategie“ fasste Försterin und Waldbesitzerin Elke Urbansky das Thema des Fortbildungstages zusammen. "Wir haben in unserer Region ein naturgegeben hohes Waldbrandrisiko," so Urbansky. "Dieses wird verstärkt durch die Klimaerwärmung. Es ist mit existenziellen bedeutsamen Veränderungen zu rechnen."
Eine waldübergreifende Zusammenarbeit der rund 6000 Waldbesitzer in Niedersachsen mit ihren rund 100 000 Hektar Waldfläche ist nach Ansicht Urbansky alternativlos. "Nur so lassen sich Wälder schützen und die Löschbarkeit der Wälder durch Feuerwehren auch in Zukunft ermöglichen".
Drei Forstbetriebsgemeinschaften (Celler Land, Ostheide und Südheide) hatten zu der Fortbildungstagung unter dem Motto "Damit Ihr Vermögen nicht in Rauch aufgeht" eingeladen.
Neben Vertretern zahlreicher Institutionen und Behörden wie dem Landwirtschaftsministerium, einigen Unteren Naturschutzbehörden oder dem Europäischen Forstinstitut nahmen auch die drei Kreiswaldbrandbeauftragten der Landkreise Celle,
Gifhorn und Lüchow-Dannenberg sowie der Kreisbrandmeister von
Lüchow-Dannenberg an der Fortbildung teil.
Ohne Feuerdreieck kein Waldbrand
Um Waldbrände effektiv zu bekämpfen bzw. ihnen vorzubeugen, ist Wissen über Feuerverhalten wichtig. Es gibt Spezialisten wie Alexander Held, Feuerökologe und Forstwissenschaftler, die sich mit Feuer"psychologie" intensiv beschäftigt haben. Mit seiner weltweiten Erfahrung im Bereich Feuerbekämpfung und Feuerprävention zeigte er eine große Bandbreite an Möglichkeiten der Waldbrandprävention auf. "Können die Feuerentstehungs-Faktoren und ihre Wechselwirkung bei einem Vegetationsbrand gut verstanden werden, lassen sich daraus Strategie und Taktik logisch herleiten", ist Held überzeugt.
Er weiß, dass Trockenheit allein keinen Brand auslöst. "Das Feuerdreieck besteht
aus Sauerstoff, Wärmeenergie und Brennmaterial. Diese Voraussetzungen
müssen gleichzeitig vorhanden sein für eine Verbrennung. Darauf folgt
dann üblicherweise das 'Feuerverhaltensdreieck', bestehend aus Wetter, Geländeformen und Brennmaterialeigenschaften. Diese Faktoren beeinflussen
wie schnell, wohin, wie intensiv und wann sich ein Feuer ausbreitet, es
beschreibt also das Feuerverhalten", so Held.
Nach Ansicht von Held sind die Konsequenz aus diesen Erkenntnissen: nicht nur der Einbau von Feuerschneisen ist wichtig, sondern ein Waldumbau, mit dem die Voraussetzungen für Brandentstehung minimiert werden. "Nicht nur während eines Brandes lässt sich Vegetation entfernen, um die weitere Ausbreitung eines Brandes zu stoppen", so Held. "Vor allem präventiv können wir Vegetation in Art, Menge, Struktur und damit in ihrer Verfügbarkeit als Brennmaterial beeinflussen. Reduktion von Brandlast an strategisch ausgewählten Plätzen, entlang geeigneter Waldwege usw. lässt sich eben waldbaulich beeinflussen". Aber es geht nicht nur um Prävention, sondern auch darum, dafür zu sorgen, dass die Feuerwehr-Einsatzkräfte ihre Aufgaben effizient erfüllen können.
Letztendlich ist Waldbrandvorsorge auch praktizierter Klimaschutz: Übersteigt der Zuwachs an Wald die Nutzung wirkt er als Kohlenstoffsenke. In Deutschland entlastet Wald die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid (Bundeswaldinventur 2012 ).
"Es wird keine Zukunft ohne Feuer geben" - darüber sind sich Forstfachleute einig. Um den Gefahren zu begegnen braucht es ein integriertes Waldbrandmanagement, Inspirationen zur Waldbrandprävention und Waldbrandbekämpfung. Davon ist nicht nur Alexander Held überzeugt.
Foto | Angelika Blank: Im vergangenen Herbst probten Feuerspezialisten neuartige Methoden der Feuerbekämpfung.