Thema: rückblick

Der Jahresrückblick 2021

Corona, Corona, Corona - auch das Jahr 2021 war von der Auseinandersetzung mit dem Virus geprägt. Doch es gab auch noch einiges andere, was für die Zukunft des Landkreises (wahrscheinlich) wesentlicher ist.

Eine der für die Zukunft des Landkreises nachhaltigsten Entscheidungen war bereits im September 2020 gefallen: die Herausnahme des Salzstocks Gorleben aus dem Endlagersuchverfahren.

Ziemlich genau ein Jahr sorgten das Bundes- und das Landesumweltministerium dafür, dass der Weg für eine andere, zukunftsfähige, Enwicklung auf dem Gelände möglich wird: es wurde entschieden, dass die Stollen des Erkundungsbergwerks verfüllt und das gesamte oberirdische Gelände des Erkundungsbergwerks zur "grünen Wiese" zurückgebaut wird - es sei denn, es gibt Konzepte wie das Gelände anders genutzt werden soll.

Das rund 60 ha große Gelände bietet zahlreiche Möglichkeiten, dort ein für die Region bedeutsames Projekt aufzubauen. Ein Uni-Außenstandort mit mehreren Fachbereichen ist dabei ebenso in der Überlegung wie eine Anlage zur Wasserstoffsspeicherung. Letzteres wird von der Samtgemeinde Gartow und Teilen der CDU favorisiert.

Aber das Rennen ist noch offen. Jede/r kann sich daran beteiligten, Nutzungskonzepte zu entwickeln. Wie sagte doch Umweltminister Lies im September: " Allesamt stehen nun in der Verantwortung, die Zukunft zu gestalten."

Bei der Kommunalwahl im September wurden Zeichen für die nächsten fünf Jahre gesetzt: Dagmar Schulz - von Grünen, Linken und der SPD unterstützt - gewann in der Stichwahl deutlich gegen ihren CDU-Konkurrenten Hanno Jahn. Schulz hatte schon im Wahlkampf klargemacht, dass sie dafür sorgen will, dass ein Zukunftsentwicklungskonzept beschlossen wird, welches auch die Veränderungen der Demografie, des Klimawandels, des technologischen Fortschritts, der Digitalisierung u.a.aufgreift. 

Die CDU bleibt zwar im Landkreis die stärkste Kraft - hat aber in vielen - ehemaligen - CDU-Hochburgen die absolute Mehrheit verloren.

Für Wirbel sorgte im Wahlkampf das Auftreten einer neuen Gruppierung: KalliEco trat mit jungen KandidatInnen, einer erfrischend frechen Plakatkampagne und lupenreinen grünen sowie sozialen Zielen an. Die KandidatInnen traten für verschiedene Gemeinderäte sowie den Kreistag an. Befremdlich erschien es jedoch vielen, dass alle, die sich zur Wahl stellten, direkt oder indirekt in Beziehung zur Lebens-  und Arbeitsgemeinschaft Michaelshof Sammatz gehören, die seit Monaten wegen vorgeblicher Verstöße gegen Landschaftsschutz- und baurechtliche Bestimmungen in heftiger öffentlicher Kritik stehen.

Der Verdacht wurde mehrfach geäußert, dass die KalliEco-VertreterInnen gezielt Plätze in bestimmten kommunalen Räten besetzen wollten, um die Interessen des Michaelshofes effektiver vertreten zu können. Letztendlich gewannen KalliEco-VertreterInnen nicht nur einen Sitz im Kreistag, sondern auch zwei Sitze im Gemeinderat Neu Darchau sowie einen Sitz im Samtgemeinderat Elbtalaue.

Das Glasfasernetz ist zwar soweit fertiggestellt. Das bedeutet aber lange nicht, dass auch die Digitalisierung mit großen Schritten voranschreitet. Im Gegenteil: von den sieben Milliarden Euro, die der Bund für die Optimierung von digitaler Struktur - u.a. in Schulen - zur Verfügung stellt, waren bis Ende des Jahres 2020 lediglich unter zwei Milliarden Euro abgerufen worden. Der Grund dafür zeigt sich z. B. in Lüchow-Dannenbergs Schulen: Stromversorgungsnetze ohne Schutzleiter, lückenhafte Netzwerkkabel-Strukturen oder unzureichende LAN-Leitungen verzögern den Weg in die digitale Schule.   

Die Pandemie sorgte auch bei hiesigen Kulturschaffenden für große Probleme. Doch das Wendland wäre nicht das Wendland, wenn nicht verschiedene kreative Lösungen als Ausweg aus der Misere versucht wurden: Die Musikwoche in Hitzacker eröffnete digital. In Schreyahn fand ein hochklassiges Literaturfestival statt - unter freiem Himmel und mit großem Erfolg. Und die Freie Bühne Wendland zog mit ihrem Theaterbus über die Dörfer und entwickelte völlig neue Wege der Open-Air-Vorführung. Spektakulär die Inszenierung der "Moby Dick"-Legende als kritisches Musical über Größenwahn und Besessenheit über mit einer ausgeklügelten, avantgardistischen Bühnenausstattung .

Wie zukunftsprägend das Projekt einiger Schmarsauer Landwirte in der gesamten Region sein wird, wird sich noch zeigen. Die rund ein Dutzend Eigentümer von landwirtschaftlichen Flächen wollen rund um Schmarsau einen der größten Solarparks in Deutschland realisieren. Die Anlage auf insgesamt über 90 ha Fläche soll 38 000 Haushalte mit Strom versorgen.

Zukunft oder längst Gegenwart? Im November wurde bekannt, dass eine Beteiligungsgesellschaft in die Elbe-Jeetzel-Klinik einsteigen will. Unter Fachleuten werden diese "Private Equity-Gesellschaften", die vermehrt in Unternehmen der Gesundheitsbranche einsteigen, kritisch gesehen. Sie bieten zwar einerseits Chancen, bergen aber auch die Gefahr, dass die Krankenhäuser noch abhängiger von Profiten werden.

Was sonst noch los war:

Das Gorleben-Archiv wird von Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta als "Lernort für Demokratie" gewürdigt.

"Salinas"-Salz wird es nicht mehr geben. Die Initiative löste sich im Februar auf. 1996 hatte sich "Salinas" gegründet. Eigentlich war geplant, im Salzstock Gorleben tatsächlich Salz abzubauen. Das hätte die Endlagerpläne allerdings massiv beeinträchtigt. Denn Bergrecht steht über vielen anderen Rechten.

Im Oktober kam es auf einer Lesung zum Thema Kolonialismus zum Eklat zwischen fundamentalistischen AntirassistInnen und dem Schriftsteller Hans Christoph Buch. Roswitha Ziegler schrieb über die Veranstaltung einen Kommentar unter dem Titel "Schiffbruch mit Zuschauern".

Wie der Hochwasserschutz zwischen Gartow, Seege und Elbe organisiert werden soll, sorgt dort für heftige Kontroversen. Eine Studie des NLWKN rät zu einem komplexen System aus Deichen und Retentionsflächen. In Gartow möchte man aber lieber ein Sperrwerk bauen - das geht schneller und kostet weniger Geld. 

Wir verzichten hier ganz bewusst darauf, an all die Corona-Vorkommnisse und -Probleme zu erinnern. Wer mag, kann sich auf unserem Corona-Ticker einen Überblick verschaffen.






2021-12-30 ; von Angelika Blank (autor),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

rückblick  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können